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Neu Wulmstorf : Von schiffbrüchigen Nichtschwimmern zum silbernen Schwimmabzeichen

| Life
DRK-Kreisverband Harburg-Land e.V. spendet 500 Euro für Flüchtlingsschwimmen;  Betreuer: Heino Rahmstorf (hinten, rechts), Marc Swoboda (hinten, 3. von rechts), Thomas Bartens (hi. 2. von links), Elaine Rahmstorf (hi. links) | Foto: ein
DRK-Kreisverband Harburg-Land e.V. spendet 500 Euro für Flüchtlingsschwimmen; Betreuer: Heino Rahmstorf (hinten, rechts), Marc Swoboda (hinten, 3. von rechts), Thomas Bartens (hi. 2. von links), Elaine Rahmstorf (hi. links) | Foto: ein

Neu Wulmstorf. Gute Laune, emsiges Treiben und angenehme Wärme strömt einem entgegen, wenn man am Samstagmorgen das Hallenbad in Neu Wulmstorf betritt. In der Zeit von 9.30 bis 10.30 Uhr ist die Halle der Schwimmgruppe für Flüchtlinge unter der Leitung des Betreuerteams Heino und Elaine Rahmstorf, Thomas Bartens und Marc Swoboda vorbehalten. Was im März 2016 aus einer spontanen Initiative heraus begann, ist zu einer Institution und zu einem wichtigen Baustein der Flüchtlingsarbeit in Neu Wulmstorf geworden und leistet einen wesentlichen Beitrag zur Integration der Geflüchteten in die Ortsgemeinschaft.

Im Herbst 2015 beobachtete der lizensierte Tauchsporttrainer und Hobbyschwimmer Heino Rahmstorf, wie sich einige junge Männer - augenscheinlich Flüchtlinge - im Schwimmbad kaum über Wasser halten konnten und sprach daraufhin einen der Schwimmmeister an, ob und wie es möglich wäre, Schwimmunterricht für Flüchtlinge anzubieten. Spontan entstand so die Idee, eine Schwimmgruppe für Flüchtlinge in Neu Wulmstorf ins Leben zu rufen. Heino Rahmstorf nutzte seine Kontakte zum Netzwerk in der Gemeinde Neu Wulmstorf und trat mit seiner Idee an Thomas Grambow, stellvertretender Bürgermeister und Zweiter Vorsitzender des DRK-Ortsverein Neu Wulmstorf, heran. Gemeinsam brachten sie in Abstimmung mit der Gemeinde, dem Bäderbetrieb, der Flüchtlingshilfe „Willkommen in Neu Wulmstorf“ und zahlreichen Unterstützern die Schwimmgruppe zum Laufen.

Seit März 2016 treffen sich nun jeden Sonnabend etwa 13 bis 17 Flüchtlinge, um an diesem offenen Schwimmangebot teilzunehmen. In den vergangenen eineinhalb Jahren hat Heino Rahmstorf zusammen mit Tochter Elaine und Tauchsportpartner Thomas Bartens sowie Marc Swoboda, Sportmanager der SG Stern Deutschland e.V. in Hamburg, mehr als 120 Flüchtlingen das Schwimmen beigebracht: Menschen, die zum Teil aufgrund traumatischer Erlebnisse während ihrer Flucht über das Mittelmeer panische Angst vor Wasser haben. Menschen, die als Nichtschwimmer überfüllte Flüchtlingsboote bestiegen, kenterten und fast ertrunken wären.

Viel Spaß beim Schwimmkurs: Teilnehmer des Flüchtlingsschwimmens in Neu Wulmstorf. | Foto: ein
Viel Spaß beim Schwimmkurs: Teilnehmer des Flüchtlingsschwimmens in Neu Wulmstorf. | Foto: ein
Heute stehen genau diese Menschen mit stolz geschwellter Brust auf dem Startblock des Schwimmerbeckens, posieren für ein Foto und springen dann ebenso elanvoll und wie selbstverständlich ins tiefe Wasser. Sie tauchen bis zum Beckengrund und mit einem breiten, selbstbewussten Lächeln wieder auf. Dieses Selbstbewusstsein, diesen Moment Lebensfreude und eine sichere, im Fall der Fälle lebensrettende Schwimmtechnik haben sie dem Betreuerteam um Heino Rahmstorf zu verdanken – und ihrem eigenen Anstoß, über ihren Schatten zu springen, sich ihrer Angst vor Wasser zu stellen und regelmäßig zum Schwimmen zu kommen.

Uns geht es überhaupt nicht um Leistung. Wir bieten den Flüchtlingen hier einen offenen Kurs, zu dem man jederzeit dazu stoßen kann und bei dem jeder individuell gemäß seines Könnens und seines Verhältnisses zum Wasser betreut und gefördert wird“, erklärt Heino Rahmstorf das Konzept. „Es ist großartig, dass Gemeinde und Bad an einem Strang ziehen und uns die ganze Schwimmhalle mit Schwimmer- und Nichtschwimmerbecken zur Verfügung stellen“, ergänzt er. „So können wir ganz langsam mit der Wassergewöhnung im flachen Wasser beginnen und den Schwimmkurs - seit kurzem nun endlich auch für Frauen - individuell gestalten. Aber auch, wer von den Flüchtlingen schon schwimmen kann oder es bei uns gelernt hat, kann weiterhin kommen und wird von uns gefördert. So haben wir schon fünfmal das Schwimmabzeichen in Bronze und fünfmal das Schwimmabzeichen in Silber abnehmen können! Für Gold hat es noch nicht gereicht, dafür sind die Anforderungen noch zu hoch. Aber wir arbeiten dran“, berichtet Heino Rahmstorf mit einem Lächeln.

Wenn man sich mit Betreuern und Teilnehmern des Schwimmkurses unterhält und beobachtet, wie gelöst und kameradschaftlich sie miteinander umgehen, wird klar: Es ist noch viel mehr als ein Schwimmkurs. Hier hat sich ein Gruppengefüge und gegenseitiges Vertrauen gebildet, das für viele der Teilnehmer ein wichtiger Baustein für ihre Integration und ihr Zugehörigkeitsgefühl in der Ortsgemeinschaft, aber auch für das Miteinander der verschiedenen Altersgruppen, Ethnien und Kulturen ist. Und ganz nebenbei lernen die Flüchtlinge Deutsch, denn die gemeinsame Sprache beim Schwimmkurs ist Deutsch.

v. l .n .r.: Bek Mohammed Moghimi, Heino Rahmstorf, Majd Alyasen. | Foto: ein
v. l .n .r.: Bek Mohammed Moghimi, Heino Rahmstorf, Majd Alyasen. | Foto: ein
Ich komme seit Sommer 2016 fast jeden Samstag hierher, sogar jetzt, wo ich ein Praktikum habe und die ganze Woche morgens sehr früh aufstehen muss und ziemlich müde bin“, sagt der Afghane Bek Mohammed Moghimi (29). „Ich habe keine Angst mehr vor Wasser, und ich habe viele Leute kennengelernt. Es ist schön, wenn ich jetzt im Ort einkaufen gehe, kenne ich Leute und werde gegrüßt. Das ist gut. Und außerdem möchte ich zeigen, dass ich ein guter Mensch bin, dass ich mich hier in Deutschland einbringen möchte, dass ich nichts mit Islamismus und Terror zu tun habe“, so Moghimi und ergänzt: „Und außerdem hilft mir der Sport, abzuschalten.“ Das unterstreicht auch der syrische Flüchtling Majd Alyasen (24), der von Anfang an dabei ist: „Es ist gut, einen festen Termin in der Woche zu haben, hierherzukommen und Leute zu treffen.“

Möglich ist dieses vorbildliche Projekt jedoch nur, weil neben dem großen, unermüdlichen und begeisterten ehrenamtlichen Einsatz des Betreuerteams auch die Leute und Institutionen hinter den Kulissen zusammenarbeiten. „Wir als DRK-Ortsverein Neu Wulmstorf kümmern uns um Spenden, mit denen wir die Eintrittsgelder und laufenden Betriebskosten decken können“, erklärt Thomas Grambow, Zweiter Vorsitzender des Ortsvereins. „Bisher ist das von uns als DRK-Ortsverein betriebene Sozialkaufhaus FUNDUS für die Kosten aufgekommen. Das ist sehr gut, und wir sind sehr dankbar dafür. Jetzt hat sich auch der DRK-Kreisverband Harburg-Land e.V. bereiterklärt, den Schwimmkurs mit einer Spende zu unterstützen. 500 Euro hat der DRK-Kreisverband gespendet und damit das Fortbestehen des Schwimmangebots für Flüchtlinge bis mindestens Sommer 2018 gesichert. Das ist großartig. Dafür möchte ich mich im Namen aller, vor allem auch im Namen des Betreuerteams, sehr, sehr herzlich bedanken“, so Grambow.

Wer dieses herausragende Flüchtlingsprojekt finanziell unterstützen möchte, kann gern eine entsprechend gekennzeichnete Spende auf das Konto des DRK-Ortsvereins Neu Wulmstorf e.V., IBAN: DE92 2075 0000 0015 0018 11, BIC: NOLADE21HAM, bei der Sparkasse Harburg-Buxtehude beisteuern.

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