Harburg. Es ist ein Streit darum, was Kunst darf und was nicht. Wo überschreitet Kunst eine Grenze zum Sexismus? Das Gedicht „avenidas“ (auf deutsch: Alleen) von Eugen Gomringer hat eine kontroverse Debatte darum ausgelöst. Noch steht es auf der Fassade der Alice-Salomon-Hochschule (ASH) in Berlin-Hellersdorf. Es soll aber auf Drängen von studentischer Seite im Herbst übermalt werden – in den Augen von Speicher am Kaufhauskanal-Betreiber Henry C. Brinker ein gefährlicher Anschlag auf die Kunstfreiheit .
„Es geht in dem Gedicht um Liebe, Lust und Leidenschaft, um Phantasie und Erfahrungen. Um Alleen, Blumen, schöne Frauen und einen bewundernden Betrachter. Wer daraus Sexismus konstruiert, an dem ist der Zauber der Welt vorbeigegangen“, vermutet Brinker und stellt fest: „ Dieses schlichte Gedicht erzeugt für den empfindsamen Leser Kino im Kopf. Und es zeigt, dass Kunst und Kultur immer erst beim Betrachter, Leser oder Hörer als Empfänger der Botschaft entsteht. Wir selbst entscheiden mit unserer Offenheit und Vorstellungskraft, ob ein Kunstwerk etwas in uns auslöst oder ohne Wirkung bleibt.“
Brinker nimmt deshalb die Auseinandersetzung um das Gedicht zum Anlass, Aufkleber-Karten mit dem gedruckten Gomringer-Gedicht kostenlos zum Valentinstag am 14. Februar zu verteilen. Ab Samstag, 10. Februar 16.00 Uhr, liegen die Postkarten mit den Versen zu Mitnahme in den Flyer-Kästen am Speicher-Eingang aus.