Harburg. „Diese Ausstellung stellt eine echte Sensation dar!“ Wenn Prof. Dr. Rainer-Maria Weiss, Direktor des „Archäologischen Museum Hamburg / Stadtteilmuseum Harburg“ (AMH), über die neue Ausstellung „Margiana — Ein Königreich der Bronzezeit in Turkmenistan“ spricht, dann ist für seine Zuhörer seine Begeisterung und Freude zum Greifen nah. Das Objekt seiner Begeisterung nennt sich „BMAC“, was für „Bactria–Margiana Archaeological Complex“ steht und die Bezeichnung für eine bronzezeitliche Hochkultur ist. BMAC – das klingt, wie Weiss sagt, selbst für Archäologen recht unsexy. Grund für die holprige Bezeichnung ist, dass die Menschen von Gonur Depe, wie das Königreich genannt wird, keine schriftlichen Aufzeichnungen hinterließen – also schlicht niemand weiß, wie sie sich selbst nannten.
Die Ausstellung, die ab Freitag, 2. November 2018 zu sehen ist, ist aus zwei Gründen eine Sensation. Zum einen wurde die Hochkultur im Osten Turkmenistans erst vor rund 40 Jahren entdeckt. „ Die gezeigten Objekte, die weltweit bewundert werden, sind von außerordentlicher Güte und handwerklicher Meisterschaft“, strahlt Weiss. Und tatsächlich: Zu sehen sind fein und detailreich gearbeitet Schmuckstücke, meisterlich gefertigte Keramiken, Kultgegenstände , Herrschaftssymbole und einiges mehr.
„Die Hochkultur von Gonur Depe ist absolut gleichwertig mit Mesopotamien und Ägypten“, so Weiss. Während einer Zeit, in der unsere Vorfahren in Europa gerade aus ihren steinzeitlichen Höhlen kamen oder entdeckten, dass ein Loch im Dach der Grashütte gegen den Rauch im Inneren hilft, waren hier, vor gut 5.000 Jahren, Meisterhandwerker am Werk. Sogar ein System von Wasserleitungen gab es. Es mag dem ein oder anderen nicht schmecken – aber die Wiege der Zivilisation lag nicht in Bochum-Wattenscheid.
Zum anderen ist es das erste Mal, dass eine ganze Ausstellung über die Hochkultur außerhalb Turkmenistans gezeigt wird. „Wir präsentieren eine Kultur, die in Europa praktisch unbekannt ist“, erklärt Rauner-Maria Weiss. Um das zu erreichen sind er und sein Team seit 2006 mehrfach nach Turkmenistan gereist um zu verhandeln. Auch der Louvre in Paris oder das Metropolitan Museum of Art in New York waren interessiert – den Zuschlag aber bekam das AMH in Harburg.
Komplett wird die Ausstellung durch Fotografien der renommierten Fotografin Herlinde Koelbl, die durch ihre Fotostudie „Spuren der Macht“ bekannt wurde. Sie bereiste Anfang des Jahres Turkmenistan und konnte dort faszinierende Fotoaufnahmen eines Landes und seiner Bewohner, eindrucksvoller Naturlandschaften sowie archäologischer und historischer Denkmäler, die es in dieser Form bisher nicht gab, schießen.
Das AMH wäre nicht das AMH, wenn es zur Ausstellung nicht auch ein umfangreiches Begleitprogramm aus Vorträgen, Sonderführungen und Aktionen für Kinder gäbe. Die Ausstellung ist bis zum 17. Februar 2018 zu sehen.