Kommentar. Mit Melanie Leonhard wird eine Harburgerin in Zukunft die Geschicke der Hamburger SPD leiten. Nur das, Frau und aus Harburg, wäre kein Qualifikationsmerkmal für diese Aufgabe. Aber Melanie Leonhard hat etwas anderes, etwas, das selten geworden ist in der Politik allgemein und der SPD im Besonderen: Sie ist ehrlich.
Das mag vielleicht einfach klingen, ist es aber nicht in einer Zeit des haste was-biste-was. Sie hat sich nie um einen Posten gerissen und war schon gar nicht bei Kungelrunden in Hinterzimmern oder Kellerräumen anzutreffen. Als ich sie kennenlernte war sie noch an der Universität Hamburg – und wollte partout nicht auf der Liste der damaligen Juso-Hochschulgruppe kandidieren. Ich glaube, wir waren ihr zu links. Das hab ich ihr schon lange verziehen. Spätestens seit jenem denkwürdigen Abend am 25. Februar 2007, als die Hamburger SPD nach dem Stimmenklau bei der Wahl zwischen Matthias Petersen und Dorothee Stapelfeld als Bürgermeisterkanidat am Boden lag. Nie werde ich vergessen, wie ich zusammen mit ihr und dem jetzigen Marmstorfer Bürgeschaftsabgeordneten Sören Schumacher im Jungen Hotel neben dem Kurt-Schumacher-Haus saß und wir nicht fassen konnten, was da geschehen war. Über Positionsunterschiede hinweg war uns klar: Das ist nicht unsere SPD, das hat mit Demokratie nichts zu tun. Und so sollte es nie wieder sein.
Und dies zieht sich durch Melanie Leonhards politische Laufbahn. Nicht Ellenbogen sind bei ihr das Mittel der Wahl, sondern gute demokratische Gepflogenheiten wie Argumente und der demokratische Streit. Nicht das Drängen ins Licht der Kameras um sich zu profilieren, sondern dann, wenn es wirklich etwas zu sagen gibt. So hat sie auch die schwierige Zeit gemeistert, in der viele Geflüchtete in Hamburg Schutz suchten und in die sie gleich nach Amtsantritt als Sozialsenatorin geworfen wurde.
Ich wünsche ihr, dass sie in ihrer neuen Parteifunktion dieses demokratische Verständnis beibehält, Dass sie Familie mit Mann du Sohn, Senat und Partei unter einen Hut bringt. Vielleicht fängt mit ihr nach Olaf Scholz eine neue Zeitrechnung für die Hamburger SPD an. Zu wünschen wäre es ihr. Glück auf!