Marmstorf/Rönneburg. Grünkohl – das ist bei uns im Norden Gemütlichkeit, bei kalten Temperaturen als Verein oder Gruppe etwas deftiges Essen, schon so etwas wie ein Jahresausklang. Politik ist dagegen nicht jedermanns und –fraus Sache, von vielen als langweilig oder gar ärgerlich empfunden. Aber Gegensätze ziehen sich ja bekanntlich an. Und so vereint die CDU Marmstorf seit vielen Jahren das scheinbar Unvereinbare zu „Politik trifft Grünkohl“. Dazu lud sie am Dienstag wieder in den Rönneburger Park ein.
Und dort konnte Rainer Bliefernicht, Vorsitzender des Ortsvereins, wieder viele Gäste aus der Partei, aber auch aus befreundeten Vereinen und Institutionen begrüßen. Klar: Die Gäste freuten sich auf den Grünkohl, der für viele bei der CDU Marmstorf in jedem Jahr der erste im Jahr ist. Vorher aber, da ging es um Politik. Und für diesen Part hatte Bliefernicht in diesem Jahr den Vorsitzenden der CDU-Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft, André Trepoll aus Neugraben, gewinnen können. Beide, Trepoll und Bliefernicht, kamen natürlich nicht drum herum, etwas zu den neusten Entwicklungen in der CDU rund um den angekündigten Rücktritt Angela Merkels zu sagen. „Ich hoffe auf eine jüngere und grundwerteorientierte CDU“, so Bliefernicht. Das scheint zumindest erst einmal kein Plädoyer für den viel gehypten Friedrich Merz zu sein. Trepoll bezeichnete den Schritt Merkels als Zäsur „Die Menschen Anfang 30 sind mit Angela Merkel als CDU-Vorsitzende aufgewachsen“, erinnerte Trepoll seine Zuhörer. In dieser Zeit habe man als CDU viele Erfolge errungen: eine schwarze Null im Haushalt, die Arbeitslosigkeit sei kein Thema mehr und man habe leistungsfähige Sozialsysteme geschaffen.
Warum, so fragte Trepoll, seien die Menschen trotzdem unzufrieden. Es gebe, so gab er zu, auch Fortschrittsverlierer. Die Aufgabe der CDU mit der „Union“ im Namen, sei es, zu vereinen. Und so müsse die Partei als Antwort auf die Unzufriedenheit die Mitte integrieren. „Wir müssen selbstbewusst und souverän sagen, dass wir die Wähler wiedergewinnen müssen“, so Trepoll. Dafür müsse die CDU wieder lernen, Debatten zu führen. „Die AfD sind keine neuen Konservativen“, rief er den Gästen zu. „Wie sie über Menschen reden vertreten sie nicht unsere Werte.“ Auf der anderen Seite würden Grüne und Linke glauben, sie wären allen moralisch überlegen.
„Als Volkspartei müssen wir uns um die Themen der Mitte kümmern“, forderte Trepoll . „Die Menschen fragen: Wie kommen wir pünktlich zur Arbeit. Kann ich noch meine Miete zahlen?“ Sicherheit sei ein Thema. Da habe die CDU kluge Konzepte. Beim Wohnungsbau beispielsweise, den laut Rainer Bliefernicht die CDU in Harburg hauptsächlich auf der Agenda habe. Der Senat, so Trepoll, wolle da immer viel und billig, sage aber zur Qualität nichts. Von Bliefernicht auf die katastrophale Verkehrslage in Harburg angesprochen schloss Trepoll , dass man den ÖPNV ausbauen müsse und die Verkehrsteilnehmer nicht gegeneinander ausspielen dürfe. „St. Pauli und HSV müssen aufsteigen, aber auf Staumeister habe ich keine Lust“, so Trepoll.